Neue Forschungsergebnisse der Professoren Lessel, Kreienkamp und MacRae helfen uns zu verstehen, warum AGO2-Mutationen zu neurologischen Entwicklungsproblemen führen - es ist nicht nur ein defektes Gen, sondern ein gestörtes Regulierungssystem. Zu verstehen, wie genau die Mutation die normale Funktion stört, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu künftigen Therapien.
AGO2 trägt (wie AGO1) dazu bei, die An- und Abschaltung anderer Gene zu steuern, insbesondere im Gehirn. Wenn AGO2 nicht richtig funktioniert, kann dies die Entwicklung des Gehirns, die Sprache, die Bewegung und das Lernen auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen.
Was wurde in der Studie untersucht?
Die Forscher untersuchten, wie das AGO2-Protein mit winzigen Molekülen namens miRNAs zusammenarbeitet. In gesunden Zellen verbinden sich AGO2 und miRNAs ständig in ausgewogener Weise mit ihren Zielmolekülen und lösen sich wieder - wie ein Schalter, der die Genaktivität genau richtig hält.
Selbst kleine Störungen dieses Rhythmus verursachen nachgeschaltete Probleme. Bei AGO2-Mutationen werden einige RNAs, die unterdrückt werden sollten, möglicherweise nicht unterdrückt, oder die Unterdrückung wird weniger präzise.
Dies führt zu einem weit verbreiteten "Rauschen" in der Genaktivität, insbesondere in den Gehirnzellen.
Warum ist das wichtig?
AGO2-Mutationen verursachen Entwicklungsprobleme nicht, weil das Gen fehlt, sondern weil es im falschen Rhythmus arbeitet.
Die verschiedenen Mutationen wirken sich auf unterschiedliche Weise auf die Dynamik aus, was erklären könnte, warum manche Kinder eher milder oder stärker betroffen sind.
Dieses neue Verständnis könnte die künftige Forschung und Behandlung leiten, die darauf abzielt, diese Wechselwirkungen zu korrigieren oder zu stabilisieren.
Es gibt noch keine direkte Behandlung, aber diese Forschung bringt die Wissenschaftler dem Verständnis der Ursache näher. Vorerst bleiben unterstützende Therapien - Sprach-, Physio- und Beschäftigungstherapie - der beste Weg, um Kindern zu helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen.
Referenzen
Weitere Einzelheiten können Sie kostenlos hier nachlesen.
Liu et al., Dysregulation of AGO2-miRNA dynamics underlies the AGO2-associated Lessel-Kreienkamp syndrome. Nucleic Acids Research. 2025; 53(19):gkaf1002